Der Mann ist aus dem Haus. Also veranstalte ich einen richtigen Mädelsabend mit mir selbst und halbsitze halbliege in meinen besten Freizeitklamotten breitbeinig auf der Couch. Auf meinem Schoß ruht ein schmuddeliges Laptop Tablett von Ikea, das als Tischersatz dient. Es ist beladen mit einem Teller Spirelli Nudeln, der überquillt wie meine Bauchspeckrolle über den Hosenbund wenn ich mich nach vorne lehne. Im TV läuft nebenbei die 2. (lahme) Runde des DFB-Pokals, irgendjemand muss mich ja unterhalten. Ein Fest also.
Um dem Anlass gerecht zu werden habe ich mir die Spirelli mit einer dieser überteuerten Nudelsaucen aus dem Glas serviert, Bertolli oder Barilla. Beim Essen denke ich, irgendwie passen diese Spirellinudeln, die neben Gabelspaghetti hauptsächlich in Großraumkantinen anzutreffen sind, nicht zu dieser ausgeklügelten Tomaten-Ricotta-Sauce, die sicher dazu gedacht ist mit entsprechend teurer Pasta vom jeweiligen Nudelhersteller serviert zu werden. Stattdessen teilt sie sich nun einen Teller mit Nudeln von K-Classic.
Spirelli verlangen nach etwas Simplen. Zum Beispiel mit Zwiebeln und Ketchup angebraten zu werden- ein beliebtes Studentenessen. Mir kam dann auch gleich die Sauce in den Sinn, die es früher zu post-DDR-Zeiten in der Schulküche gab. Eher wässrig, sehr tomatig und ganz ohne Schnickschnack wie Kräuter. Das Schmuckstück der Sauce aber waren die Wurststückchen oder gerne auch zwei Jägerschnitzel. Hier muss angemerkt werden, dass mit Jägerschnitzel nicht etwa ein delikat gebratenes Kalbs- oder Schweineschnitzel gemeint ist, sondern schlicht und einfach eine dicke Scheibe Jagdwuschst oder Bierschinken. Diese wurde paniert und anschließend gebraten, sah also aus wie ein Schnitzel nur ein bisschen flacher. Ein Gericht also das so raffiniert ist wie ein Hund der versucht seinen Schwanz zu fangen. Aber es war lecker. So lecker, dass der Satz „bitte mit extra viel Sauce“ zu meinem kulinarischen Leitmotiv wurde, denn ich mag es immer noch meine Beilagen in Sauce zu ertränken.
Mein bester Freund an diesem Abend, das Internet hat dann nach kurzer Suche auch ein passendes Rezept präsentiert, das ganz nach der Sauce klingt, wie ich sie in Erinnerung habe. Butter, Mehl, Tomatenmark, Ketchup. Wir hatten ja nüscht. Zugegeben von der DDR habe ich zumindest aktiv nicht mehr all zuviel, eigentlich gar nichts, mitbekommen. Aber an die Neunziger, die Nachwehen der DDR, kann ich mich noch gut erinnern. Zum Beispiel an unseren beigen Trabi, mit dem wir durch die Stadt geknattert sind, an die matt-geblümten DDR Tapten, die unseren Kindergarten verschönert haben und eben bestimmte Gerichte. Neben den Nudeln mit Jägerschnitzel gab es da auch gefürchtete Tage in Kindergarten und Grundschule an denen uns tote Oma (klickt da lieber nicht drauf, selbst ich möchte nicht wissen, woraus tote Oma besteht) aufgetischt wurde. Die Kartoffeln haben’s erträglicher gemacht. Hingegen ein Dauerbrenner bei mir, auch heute noch, ist meine innig geliebte Soljanka! Was für eine wunderbare Form der Resteverwertung. Aber auch an Kuchen hat es nicht gefehlt. Da wäre zum Beispiel der Papageienkuchen, der bei Kindergeburtstagen immer die Runde gemacht hat. Auch er glänzt nicht durch ausgeklügelte Aromakombinationen sondern durch seine schöne Schlichtheit. Rührteig, der durch Pudding- oder Grützepulver (von Komet) seine eigenwillige Farb- und Geschmackskombination erhält – das ist Papageienkuchen.
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[/one_half][/row_fluid]Das Rezept ist hier oder auch hier zu finden. Ich konnte mich allerdings nicht überwinden ganz so viel Zucker rein zu tun, sodass ich 1/3 weniger genommen habe.
Zutaten für ein kleines Blech:
- 150 g Mehl
- 1/2 Päckchen Backpulver
- 150 g Margarine (Butter geht selbstverständlich auch), weich
- 100 g Zucker
- 2 Eier
- 80 g saure Sahne
- 1/2 Päckchen Vanillepudding
- 1 gehäufter TL Kakao
- 1/2 Päckchen Rote Grütze (am besten von Komet und zwar die mit Grieß- schmeckt so schön künstlich nach Himbeerbrausepulver-ich liebe es!)
- 100 g Puderzucker
- 2 EL Zitronensaft
- Zuckerperlen zum Verzieren
Zubereitung:
- Mehl und Backpulver mischen. Margarine, Zucker, Eier und saure Sahne hinzugeben und rasch zu einem glatten Teig verrühren.
- Teig in drei gleiche Portionen teilen und zu einem Teil Vanillepudding, zum anderen Kakao und zum letzten Teil Rote Grütze hinzugeben.
- Teige patchworkartig in das mit Backpapier ausgelegte Blech geben und im vorheizten Ofen bei 175 Grad (Ober/Unterhitze) 30-40 Min. backen.
- Zitronensaft und Puderzucker zu einem Zuckerguss verrühren und auf den ausgekühlten Kuchen streichen. Eventuell mit Zuckerperlen verzieren.